Gigaliner-Regelbetrieb ist Irrsinn

Der jetzt verordnete Regelbetrieb für Lang-Lkw auf 11.600 Kilometern Autobahn, Bundes- und Gemeindestraßen ist ein falsches verkehrspolitisches Signal.

Der ACE, Deutschlands zweitgrößter Autoclub, hat bereits während des fünfjährigen Modellprojekts mit den sogenannten Gigalinern auf Risiken für Verkehrssicherheit und Infrastruktur hingewiesen. Diese sind längst nicht ausgeräumt. Dass der Feldversuch ohne weitere Debatten per Verordnung des Bundesverkehrsministers nun in einen Regelbetrieb überführt wird, sehe ich als ein reines Geschenk an die Logistikbranche. Der Straßen-Güterverkehr wird gegenüber dem Schienentransport und den Wasserwegen attraktiver gemacht. Als ACE-Vorsitzender des Kreises Sachsen-Süd kritisiere ich das ausdrücklich.

Auch aus Klimaschutz-Gründen ist der Gigaliner-Regelbetrieb ein schlechtes Signal! Statt auf den umweltfreundlichen Transport von Gütern auf der Schiene zu setzen, werden wir erleben wie noch mehr Verkehr auf die Straße wandert. An die Versprechungen der Speditionen, die Zahl der LKW reduziere sich durch die größeren Einzelfahrzeuge, glaube ich nicht. Es werden auf lange Sicht wohl kaum drei reguläre LKW durch zwei Gigaliner ersetzt, sondern einfach drei Riesenlaster eingesetzt.

Trotz dieser Bedenken hat der ehemalige FDP-Wirtschaftsminister Morlock im Jahr 2011 die sächsische Beteiligung am Feldversuch durchgeboxt. Um so erfreulicher ist es, dass der jetzige SPD-Wirtschaftsminister Martin Dulig aus seiner Ablehnung der Riesenlaster keinen Hehl macht.

Aus meiner Sicht leidet Sachsen jetzt unter der der Geisterfahrt des damaligen Wirtschaftsministers Morlock, der aus ideologischen Gründen alles auf die Straße zu bringen versuchte. Sachsen ist jetzt an diese unausgegorene Entscheidung der schwarz-gelben Vorgängerregierung gebunden und damit in einer Sackgasse gelandet.

Wichtig ist nun, keine neue Infrastruktur für die Gigaliner zu schaffen um den Betrieb nicht noch attraktiver zu machen. Aus diesem Grund fordere ich, die weitere Genehmigung von Streckenabschnitten für Riesenlaster zu versagen und damit alles zu unternehmen, um diese Aufwärtsspirale von immer längeren und immer schwereren LKW auf Sachsens Straßen zu stoppen.

Hintergrund:
Gefahren für Sicherheit und Infrastruktur bleiben
Die Gefahren für Verkehrssicherheit und Infrastruktur sind auch nach dem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen nicht ausgeräumt. Mögliche Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnis durch bis zu 25,5 Meter lange Lastzüge könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr langwierige Überholvorgänge auf Bundesstraßen zusätzliche Risiken bieten, dass weder Signal- oder Tunnelanlagen noch viele Brücken und die meisten Raststätten auf Gigaliner ausgerichtet seien. Diese Probleme sind bisher weder gründlich debattiert noch beseitigt.
Zudem besteht die Gefahr, dass die jetzige Zulassung den Weg für noch größere LKW ebnen könnte. Wenn es nach dem Willen von Herstellern und Großspeditionen geht, rollen bald über 25 Meter lange und 60 Tonnen schwere Gigaliner über unsere Straßen. Eine Boeing 737 bringt weniger auf die Waage. Die Straßeninfrastruktur, insbesondere Brücken, würden erheblich unter dem Gewicht der 60-Tonner leiden. Dieser Entwicklung müssen wir schnellstmöglich Einhalt gebieten.

Fragwürdige Verkehrslenkung
Verkehrspolitische Zielstellungen und verkehrslenkende Maßnahmen, etwa die Entlastung von Schwerlast- und Durchgangsverkehr, würden durch den jetzigen Regelbetrieb generell beeinträchtigt. Auch der Wille einer großen Bevölkerungsmehrheit werde missachtet. Bekanntlich haben im Sommer 2016 in einer forsa-Umfrage fast drei Viertel der Deutschen bekundet, dass sie gegen einen Einsatz von Riesen-Lkw auf deutschen Straßen sind.

Der ACE wirkt im Verbund Europäischer Automobilclubs EAC und als Mitinitiator der Plattform www.nomegatrucks.eu auch europäischen Bestrebungen für größere und schwerere Lastzüge entgegen.

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