Gedanken zur Krone des sächsischen Sports, weniger Fußballmillionen, Handball im Internet und mehr sportliche Vielfalt bei ARD und ZDF

Bei der Sächsischen Sportgala am 14. Januar in Dresden wurden unter anderem Turnerin Sophie Scheder und Kombinierer Eric Frenzel als sächsische Sportlerin und Sportler des Jahres ausgezeichnet. Gabriele Frehse erhielt den Preis als Trainerin des Jahres.

Was die Preisträger – abgesehen von ihrer Sportbegeisterung und ihren sportlichen Höchstleistungen – eint: sie alle betreiben Sportarten, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht den Stellenwert einnehmen, der ihnen eigentlich zustehen würde. Sie leiden unter einem Wahrnehmungsvakuum und ihre Sportarten darunter, dass sich ohne Bekanntheitsgrad nur schwer Identifikations- und Vorbildfiguren entwickeln können. Aus meiner Sicht ist die Chemnitzer Erfolgstrainerin Gabriele Frehse so ein stilles Vorbild. Darum war die Verleihung der Sportkrone an sie für mich der eigentliche Höhepunkt der Zeremonie.

Die Sportlerinnen und Sportler aus diesen – oft etwas despektierlich als sogenannte Randsportarten betitelten – Bereichen haben mit einer geringen Medienpräsenz und dementsprechend schwierigen Sponsorensuche zu kämpfen. Neue Netzwerke und die Einbeziehung von Unternehmern bei der Unterstützung einzelner Sportlerinnen und Sportler, sind ein vielversprechendes Modell für die sächsische Spitzensportförderung, wie etwa das Netzwerk TopSponsoring zeigt. Ich sehe aber insbesondere den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Verantwortung. Die zahlreichen Sportarten die nicht die mediale Wahrnehmung und Wertschätzung erhalten, die sie eigentlich verdienen, müssen durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärker in den Fokus genommen werden. Statt immer neuer Rekordbeträge für Fußballrechte zu bezahlen, sollten sich ARD und ZDF lieber den Sportlerinnen und Sportlern zuwenden, die Aufmerksamkeit benötigen. Die Spitzensportler von morgen benötigen Vorbilder, die ohne Präsenz im Rundfunk nur schwerlich entstehen können.

Durch die Vergabe der Olympiarechte von 2018 an das US-amerikanische Unternehmen Discovery Communications und dessen Tochter Eurosport wird diese Schieflage noch größer. Inwiefern es zumindest Zusammenfassungen der Wettbewerbe im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben wird, steht in den Sternen. Was das für die öffentliche Wahrnehmbarkeit – insbesondere der sogenannten Randsportarten – bedeutet, ist aber jetzt schon absehbar. Wurden bisher auch viele weniger Sportinteressierte mit der umfangreichen Berichterstattung konfrontiert, so muss nun explizit ein Spartenkanal angewählt werden, der obendrein vermutlich viele der Medaillenentscheidungen hinter einer Bezahlschranke verbergen wird. Die zahlreichen Sportlerinnen und Sportler, deren Sportart sonst kaum medial vertreten sind, werden nun ihrer großen, sich nur alle vier Jahre bietenden Bühne beraubt und ihr sportliches Highlight durch mangelnde öffentliche Wahrnehmbarkeit in der Heimat geschmälert.

Noch im letzten Jahr feierte Sachsen die Handballmänner des DHfK Leipzig als Mannschaft des Jahres 2016 und die Handballnationalmannschaft stellte bei ihrem Sieg im EM-Finale einen Quotenrekord von 13 Millionen Zuschauern auf. Während sich der Handball über großen Zuschauerzuspruch freuen kann und keineswegs nur am Rande der öffentlichen Wahrnehmung stattfindet, sieht sich auch diese Sportart derzeit mit einem Entzug der medialen Präsenz konfrontiert. ARD und ZDF konnten sich mit dem katarischen Rechteinhaber beIN Sports nicht über die Übertragungsrechte einigen. So entstand die absurde Situation, dass der größte Handballmarkt der Welt, das Mutterland dieses Sports, ohne TV-Übertragung des größten Turniers dasteht. Stattdessen müssen Fans nun den umständlichen Umweg über einen Internet-Stream nehmen.

Die Frage die sich hier stellt: warum werden die TV-Rechte überhaupt an einen Inhaber vergeben, der offenbar nicht so sehr an der Gesamtvermarktung des Handballs, sondern an einer persönlichen Bereicherung interessiert ist? Und wenn es technische Probleme gab, die eine Einigung unmöglich gemacht haben, hätte man sie lösen können, wenn es um die Rechte an der Fußball-WM gegangen wäre?

Ich sehe den vom Gebührenzahler finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in einer besonderen Verantwortung. Er täte gut daran, weniger Millionen für teure Fußballrechte zu verwenden, stattdessen auf mehr Sendezeit für andere Sportarten zu setzen und damit letztlich für mehr sportliche Vielfalt bei ARD und ZDF zu sorgen.

Tags:

Meine Termine