Ladesäulen in Chemnitz auf dem Vormarsch. An der Carl-Bobach-Straße kommt der Strom klimafreundlich von der Solaranlage auf dem Dach.

Vier Monate bin ich nun elektrisch unterwegs und das ist für mich mittlerweile so alltäglich geworden, wie das Autofahren an sich. Vorurteile gegen Elektromobilität gibt es zu Genüge:  So heißt es beispielsweise: Elektroautos sind nicht alltagstauglich. Ihre Reichweite ist zu kurz und die Ladezeit zu lang. Zeit für mich also, zurückzuschauen und ein kleines Fazit zu ziehen. Funktioniert das mit einem Elektroauto im Alltag? Bereue ich keinen Verbrenner mehr zu fahren?

 

Der einfachste Weg, sich für saubere Mobilität und Klimaschutz einzusetzen, ist immer noch bei sich selbst anzufangen.

*Warum habe ich mich für ein E-Auto entschieden? Wie war meine erste Fahrt?

Ich finde der einfachste Weg, sich für saubere Mobilität und Klimaschutz einzusetzen, ist immer noch bei sich selbst anzufangen. Gerade beim Thema Elektromobilität klafft für mich eine riesen Kluft zwischen reden und handeln. Für mich völlig unverständlich, da wir in Sachsen Autohersteller haben, die diese Fahrzeuge zu erschwinglichen Preisen bauen. Für mich stand der Entschluss darum schon lange fest: Dein nächstes Auto wird ein elektrisches, das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern sichert gleichzeitig noch Jobs in Sachsen. Meine erste Fahrt ging von Dresden nach Chemnitz. Ich war sofort begeistert von dem geräuschlosen Dahingleiten und dem Gedanken, vollkommen ohne Schadstoffe zu fahren. Ein gutes Gefühl.

*Wie funktioniert es mit dem Aufladen bei längeren Fahrten? Woher weiß man, wo die nächste Ladesäule steht?

Die meisten Ladungen passieren zu Hause, dort kommt der Strom klimafreundlich von der eigenen Solaranlage auf dem Dach. Für das Laden unterwegs gibt es mittlerweile von allen Stromanbietern Apps, die schnell und bequem über die nächste Ladesäule in der Nähe informieren. An den Autobahnen A4 und A72 und auch im Chemnitzer Stadtgebiet sind in den vergangenen Jahren Schnellladesäulen entstanden, dort ist der Stromer in 30 Minuten wieder vollgeladen. Mit etwas Umstellung meiner Alltagsroutinen beim Einkaufen, während eines Termins oder der Kaffeepause an der Raststätte bin ich so sachsenweit, bequem und umweltfreundlich mobil.

Der E-Golf schnurrt so ganz locker von Chemnitz in die Hauptstadt.

*Wohin ging die längste Fahrt?

Meine längste Fahrt führte mich bisher nach Berlin in die sächsische Landesvertretung. Vor einigen Jahren waren die knapp 300 Kilometer sicher noch ein „elektrisches Abenteuer“. Mit einer dreißigminütigen Ladepause an der Raststätte ist das heute aber kein Problem mehr. Der E-Golf schnurrt so ganz locker von Chemnitz in die Hauptstadt und dort geladen auch wieder zurück. Die sogenannte „Reichweitenangst“, die ja oft als Vorurteil gegenüber Elektromobilität ins Feld geführt wird, ist nach meinen Alltagserfahrungen darum völlig unbegründet.

*Eignen sich Elektroauto nur für kurzen Strecken?

Der durchschnittliche Autofahrer in Deutschland legt rund 14.000 Kilometern im Jahr im Auto zurück. Das macht gerade mal 38 Kilometer am Tag. Meist sind das Stadtfahrten oder der tägliche Weg zur Arbeit. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Luftverschmutzung und, ganz wichtig, auch Lärmbelastung, ist der Stromer hier die unschlagbare, umweltfreundliche Alternative zum Verbrenner. Aus meinen bereits beschriebenen Erfahrungen wird auch die Angst vor dem Liegenbleiben auf der langen Strecke mehr und mehr schwinden. Auch dort wird sich der elektrische Antrieb durchsetzen.

*Was ist, wenn man beispielsweise längere Zeit im Stau steht?

Welcher Autofahrer kennt das nicht: Kilometerlange Staus, Auto an Auto, Blech an Blech. Elektroauto zu fahren und damit umweltfreundlich im Stau zu stehen, macht es auch nicht besser. Das ist genauso nervend wie mit einem Diesel oder Benziner. Ich habe darum in letzter Zeit öfters mal Zug, Bus oder die älteste Form der Elektromobilität, die Straßenbahn genutzt – das schont die Umwelt und die Nerven.

Mit zwei Ladestopps schaffst Du es spielend an die Ostsee.

*Mit dem E-Auto in den Urlaub fahren? Auch ins Ausland?

Selbstverständlich würde ich mich mit dem Stromer in den Urlaub wagen. Mit zwei Ladestopps schaffst Du es spielend an die Ostsee. Die längere Urlaubsfahrt ist also heute schon kein Problem mehr. Die Fahrt ins Ausland ist allerdings nach wie vor ein Abenteuer. Bei meinem letzten Abstecher nach Prag habe ich mich nach Recherche der etwas mageren Ladesäulenkarte in der Moldaumetropole dann doch für den Verbrenner meiner Frau entschieden. So wird der Diesel also schnell zum Zweitwagen.

Ich bin ein stolzer Volkswagenfahrer.

*Fazit!

Mein alter Astra-Diesel hat mir zwar immer gute Dienste geleistet, zurückgesehnt habe ich mich aber noch keine Sekunde. Nach meinen ersten zehntausend elektrischen Kilometern wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Keine stinkenden Abgase, niedrigste Betriebskosten und kein Schütteln oder Dröhnen mehr, sind nur einige Vorteile. Ein Verbrenner kommt für mich darum nicht mehr in Frage. Das mein E-Golf in Dresden gebaut wird, damit Jobs sichert und Volkswagen zukünftig in Sachsen voll auf Elektromobilität setzt, macht mich ehrlich gesagt stolz. Denn bei aller berechtigter Kritik an der Konzernführung im Dieselskandal – ich jedenfalls bin ein stolzer Volkswagenfahrer.

 

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