Hier meine Stellungnahme:
Heute (11.10.) besuchte ich die Bonhoeffer-Gemeinde, um mich in meiner Funktion als Landtagsabgeordneter in der Region, die ich vertrete, über die Situation der Flüchtlinge vor Ort zu informieren. Im Anschluss des Gespräches der Akteure mit Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und Bürgermeister Miko Runkel fanden sich Flüchtlinge bereit, trotz der bedrohlichen Situation in die Turnhalle zu ziehen.
Ein Mitarbeiter der Bonhoeffer-Gemeinde und ich sagten spontan zu, sie mit unseren Autos dahin zu transportieren. So fuhr ich mit der Familie und ihren wenigen Habseligkeiten im Schritt-Tempo die kurze Strecke zur Turnhalle. Davor hatten sich bereits etwa 15 Personen postiert, um uns an unserem Vorhaben zu hindern. Sie traten und trommelten gegen mein Auto und riefen „Ihr kommt hier nicht rein“. Die vier Flüchtlinge in meinem Auto, unter ihnen ein Kind, wurden stark verängstigt.
Es gelang uns, sie trotzdem in die Turnhalle zu verbringen. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht dabei. Was hier gerade passiert, ist nicht mehr durch Sorgen und Ängste zu rechtfertigen. Wenn Steine auf eine Kirche fliegen, hat das sicher nichts mit dem Schutz unserer abendländischen Kultur zu tun. Wenn Menschen nichtmal in eine Notunterkunft gelassen werden und jeder bedrängt wird, der sie dabei schützen will, ist das beschämend. Ich vermisse das Mitgefühl dieser Menschen und werde mich von ihren Methoden (momentan Verleumdung via Facebook) nicht abschrecken lassen. Dass ich einmal in eine solche Situation wie heute kommen kann, erschüttert mich sehr.
Danke an alle, die den Flüchtlingen in Markersdorf und anderswo helfen.